City of Lies | Wer tötete Notorious B.I.G. und Tupac Shakur (2024)

By freeman • 26. August 2021

Originaltitel: City of Lies__Herstellungsland: Großbritannien, USA__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Brad Furman__Darsteller: Johnny Depp, Forest Whitaker, Toby Huss, Dayton Callie, Neil Brown Jr., Louis Herthum, Shea Whigham, Xander Berkeley, Michael Pare, Melanie Benz, Shamier Anderson u.a.

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Johnny Depp verliert sich in der “City of Lies”.

Als ein verdeckt ermittelnder weißer Cop im Streit einen verdeckt ermittelnden schwarzen Cop erschießt, wird Detective Russell Poole hinzugezogen. Der Mann ist bekannt, immer nach den Regeln zu spielen und scheint ideal, um sich in diesen schwierigen Fall hineinzuknien. Denn Los Angeles gleicht im Jahr 1997 einem Pulverfass. Die Vorfälle um Rodney King sind längst nicht vergessen. Rassismusvorwürfe gegen die Polizei von Los Angeles schwelen munter vor sich hin.

Und nur kurz vor Pooles neuem Fall wurde der Rapper Notorious B.I.G. auf den Straßen der Stadt bei einem Drive-by-Shooting ermordet. Nicht wenige vermuten dahinter einen Racheakt für den wenige Monate zuvor ermordeten Rapper Tupac Shakur. Und genau in dieses Wespennest sticht Poole. Denn schnell muss er feststellen, dass der Wagen des in seinem Fall erschossenen schwarzen Cops auf Death Row Records registriert war. Das Musiklabel, das Tupac Shakur unter Vertrag hatte und dessen Label-Chef Suge Knight offen verdächtigt wird, in die Ermordung von Notorious B.I.G. verwickelt gewesen zu sein.

Schnell fällt Poole wegen seinen Ermittlungserfolgen die Karrieretreppe nach oben und schon bald übernimmt er die Ermittlungen im Mordfall an Notorious B.I.G. aka Christopher Wallace. Dabei entwickelt er jedoch eine Theorie, die seinen Vorgesetzten so gar nicht schmeckt und obendrein das Potential hat, nicht nur dem L.A. Police Department, sondern direkt der ganzen Stadt das Genick zu brechen.

Jahre später nimmt der Journalist Jack Jackson Kontakt mit dem inzwischen pensionierten Poole auf und bemerkt sofort, dass der ehemalige Cop noch immer besessen von dem nie aufgeklärten Fall ist. Er weckt das alte Feuer in Poole und hilft ihm Puzzleteile zusammenzusetzen. Kommt das Duo der Lösung auf die Spur?

Schaut in den Thriller mit Michael Pare hinein

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„City of Lies“ beruht auf dem äußerst kontrovers aufgenommenen Sachbuch „LAbyrinth“ des amerikanischen Autoren Randall Sullivan. Dieses fokussierte auf die letztlich erfolglosen Ermittlungsarbeiten des echten Russell Poole in den Mordfällen von Tupac und vor allem Notorious B.I.G., brachte diese über den Death-Row-Records-Chef Suge Knight in einen sehr engen Zusammenhang und unterstellte auch der Polizei von Los Angeles, in den Mord an Notorious B.I.G. verwickelt gewesen zu sein.

Diese vieldiskutierten, bis heute weder bestätigten noch widerlegten Thesen nimmt „City of Lies“ auf und strickt darum einen Thriller, der zwar auf ein bekanntes Ende hinausläuft, aber trotzdem Spannung generiert. Nicht umsonst stand das Drehbuch zum Film auf Hollywoods Black List der besten, nicht verfilmten Drehbücher. Selbiges erzählt seine Geschichte auf zwei Zeitebenen. Die rahmende Story spielt in der Jetztzeit und präsentiert Poole und Jackson. Letzterer soll eine Story zum Todestag von Notorious B.I.G. schreiben und erhofft sich Input von dem Ex-Cop.

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Russell Poole ermittelt im Mordfall Notorious B.I.G.

Doch der Cop lässt Jackson mehrmals auflaufen, bevor er Vertrauen zu dem Journalisten fasst und ihn tiefer in seine Vergangenheit eintauchen lässt. Es folgt eine Vielzahl an Rückblenden in die Jahre 1997 und 1998, die von den zunehmend schwierigeren Ermittlungen des Cops zeugen und greifbar machen, wie er sich an einer gefühlt immer höheren Mauer des Schweigens abarbeitet. Nebenbei werden auch wichtige Themen wie Rassismus (in Polizeireihen und in der Gesellschaft) sowie Gangkriminalität gestreift.

Gerade die Rückblenden lassen „City of Lies“ immer mal wieder zerfasert wirken. Hier und da wirkt es, als fehle der Fokus oder besser der Zusammenhang. Manche Szenen werden zudem unnötigerweise mehrmals wiederholt. Unnötigerweise, weil keine der Wiederholungen den Film voranbringt. Die Erzählung streift zudem häufiger Figuren, die den Film ebenfalls nicht wirklich voranbringen. Infolgedessen hätte dem thrillenden Biopic ein wenig Straffung durchaus gut getan. Zugutehalten muss man „City of Lies“, dass er niemals langweilig wird – wenn man sich denn auf sein ruhiges Erzähltempo einlassen kann. Im Übrigen gibt es bis auf eine kleinere Verfolgungsjagd keinerlei Action im Film zu verzeichnen. Regisseur Brad Furman („Der Mandant“) erzählt lieber sehr getragen und ruhig.

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Poole und Jackson tragen ihre Erkenntnisse zusammen.

Zentrum des Streifens ist dabei ein stark aufspielender, jegliches Overacting ad acta legender Johnny Depp („Fluch der Karibik“). Der Mime scheint es richtiggehend zu genießen, mal keinen exaltierten Charakter, sondern mit Detective Poole einen ganz normalen Menschen zu spielen. Einen normalen Menschen, der von seiner Obsession für den einen großen Fall förmlich aufgefressen wird. Und dafür sogar seine Familie opfert. Eine wirklich starke Leistung!

Eine interessante Dynamik haben all seine Szenen mit Forest Whitaker („Zulu“). Der spielt den Journalisten Jackson und trumpft ebenfalls mit viel Understatement auf. Und obschon er nie zum Stichwortgeber für Depp verkommt, hätte man Whitaker noch ein paar intensivere Szenen mehr gewünscht. Szenen, die vielleicht auch die eigenen Nachforschungen seines Charakters hätten vertiefen können. Wann immer jedoch die beiden schauspielerischen Schwergewichte miteinander interagieren, wünscht man sich, der Film würde ausschließlich in der Jetztzeit spielen und den beiden folgen.

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Poole stößt auf eine Mauer des Schweigens.

In Nebenrollen leisten Shea Whigham („Kong: Skull Island“), Xander Berkeley mit irrem Look („Proud Mary“) oder Neil Brown Jr. („All In Or Nothing“) absolut soliden Support. Als Ermittler im Mordfall Tupac erleben wir zudem Michael Paré („Astrocop“), der mit seinem Bart- und Haarputz in einigen Einstellungen frappierend an Michael Ironside erinnert. Leider hat Paré nur eine einzige Szene zu verzeichnen, schlägt sich in dieser aber sehr gut.

In technischer Hinsicht fällt auf, dass die Vergangenheitsszenen in einem leicht farbentzogenen, sonnengegerbten Look gereicht werden. Dagegen präsentiert sich die rahmende Handlung in satteren, blaustichigen Farben. Beiden Zeitebenen ist gemein, dass Kamerafrau Monika Lenczewska häufiger auf eine minimal nervöse Handkamera zurückgreift. Davon abgesehen passt sie sich ansonsten rundweg an den ruhigen Erzählstil des Filmes an. Die Tonspur kommt bei der Thematik natürlich mit zahlreichen, sehr guten Rapsongs daher. Dabei dominieren die Werke von Notorious B.I.G., Tupac spielt sowohl inhaltlich als auch musikalisch keine große Rolle in „City of Lies“.

„City of Lies“ bietet ordentliche Krimi-Unterhaltung

„City of Lies“ ist natürlich pure Spekulation. Je länger das Filmvergnügen allerdings andauert, umso weniger kann man sich den präsentierten Theorien um Korruption, Lügen und Bestechung verwehren. Vor allem, wenn man bedenkt, dass bis heute keiner der beiden Morde an den damaligen Superstars aufgeklärt wurde. Da nimmt es wenig Wunder, dass nach dem Aussetzen einer einstmals groß geplanten Kinoauswertung Gerüchte aufkamen, die Polizei von L.A. habe den Start von „City of Lies“ zu verhindern versucht. Tatsächlich waren wohl Rechtsstreitigkeiten aufgrund einer Körperverletzung der Grund.

Was von derartigen Nebelkerzen abgesehen am Ende bleibt, ist ein Film, der mit tollem Schauspielpersonal, einem versierten Regisseur und einer wirklich spannenden Thematik aufzuwarten vermag, aber gefühlt nie richtig durchstartet. Ja, „City of Lies“ ist ist ein bewusst ruhig erzählter, dabei niemals unspannender Thriller, der von tollen Schauspielleistungen geadelt wird, aber weniger Nebenschauplätze und irrelevante Nebenfiguren sowie ein paar echte Spannungsspitzen und zwingendere Entwicklungen hätten dem Filmvergnügen definitiv nicht geschadet. Der hat in einigen Momenten nämlich definitiv mit Leerlauf zu kämpfen.

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Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 26. August 2021 von Koch Media. Ungeschnitten mit einer Freigabe ab 16.

In diesem Sinne:
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Copyright aller Filmbilder/Label: Koch Media__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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